Literatur beginnt mit der Streichung, wie das Wortspiel von der 'litté-rature' (Jean Bellemin-Noël) pointiert besagt. Der praktisch-produktive Gegenpol zum Fortgang des Schreibens ist mithin nicht das Nicht-Schreiben, sondern das Streichen. Streichungen finden im Schreibprozess selbst statt und markieren dynamische Momente zwischen Zurücknahme und Wiederaufnahme. Den Ausgangspunkt der hier versammelten und nach der historischen Folge ihrer Gegenstände angeordneten Beiträge bildet jeweils die dokumentarische Materialität. Sie durchmessen das ganze Spektrum des Zusammenhangs von Schreiben und Streichen in der modernen Literatur: Formen und Funktionen, Materialien und Sinneffekte, historische Bedingungen, rhetorische und poetische Modelle, individuelle und kulturelle Prozesse und Brüche, medienspezifische, persönliche und politische Zensur.