\"Kein merkwürdigeres Beispiel für das zähe Festhalten an ererbten Auffassungen und Schlagworten dürfte sich in der Geschichte der bildenden Kunst nachweisen lassen, als die Beurteilung, welche Jacopo Tintoretto von seiten der Kunstschriftsteller erfahren hat. Mit so leidenschaftlicher, ja maßloser Erregung die zwei Verherrlicher der Malerei Venedigs im siebzehnten Jahrhundert: die patriotischen Venezianer Cavaliere Carlo Ridolfi in seinen \"Meraviglie dell\' arte\" und Marco Boschini in seiner pomphaft gespreizten Dichtung: \"Carta del navegar\" das Lob des Meisters in den Himmel erhoben, so sollte doch nicht ihre, sondern die Stimme des von ihnen bekämpften Florentiners Giorgio Vasari, des klassischen Künstlerbiographen, die Zukunft beherrschen. Dieser hatte in der zweiten, 1568 erschienenen Auflage seiner \"Vite\" seine Meinung, die er sich selbst in Venedig gebildet, mit folgenden Worten ausgesprochen:
\"In derselben Stadt und fast zur selben Zeit war und lebt noch heute ein Maler genannt Jacopo Tintoretto. Derselbe erfreut sich allseitiger Begabung, ganz besonders auch in der Musik, die er auf verschiedenen Instrumenten betreibt, und ist zudem in allem seinem Tun und Wesen liebenswürdig, in der Malerei aber seltsam launenhaft, schnell entschlossen, ja der gewaltsamste Geist, den je die Malerei besessen, wie man an allen seinen Werken und an den phantastischen Kompositionen sehen kann, die er ganz anders, als alle anderen Maler, und abweichend von dem Hergebrachten gemacht hat.\" [...]
Dieses wunderbare Werk aus dem Jahr 1901 ist eine mit über 100 Abbildungen nach den Original - Gemälden versehene Monographie des großartigen italienischen Maler Jacopo Robusti, genannt Jacopo Tintoretto (1518 bis 1594). Das vorliegende Buch ist ein sorgfältiger Nachdruck der längst vergriffenen Originalausgabe.