Die vorliegenden Gedichte sind Roadmaps, Archive aus einer Zukunft, von der ich (teils) gern ein Teil wäre. Spekulative, fragmentarische Zeugnisse neuer und zärtlicherer Seinsweisen, artenübergreifender Allianz. Mit jedem Zyklus im Band geht es tiefer in diese Zukünftigkeit hinein; Transformationen werden spürbar. In "Wasser werden" erkundet ein Ich über mimetisch-klangliche Ebenen die eigene, aufregende Verbundenheit mit anderem wässrigen Leben. Es lernt die filigranen Bewegungen von Phytoplankton, suhlt sich mit chinesischen Wasserbüffeln im Schlamm. Das folgende Kapitel "bergen" verortet sich in einer Zeit, in der humane und nicht-humane Entitäten gemeinsam in symbiotischen Koexistenzen leben; die Globalisierung und die Technologisierung der Welt sind weit vorangeschritten, die fatalen klimatischen Konsequenzen gegenwärtiger menschlicher Lebensweisen treten offen zutage. Hier sammelt und pflegt ein menschliches Ich verzweifelt, liebevoll und widerständig, was es angesichts eines drohenden Untergangs umso stärker behüten will: seelische Verfasstheiten, Wassermelonenlippen, ebenso Kristalle, Sapphos Fragmente, massenhaft Sauerstoff, schließlich die im Wort "Brot" sedimentierte Menschheitsgeschichte selbst. Jenseits von binär-diskriminierendem Denken, von Utopie und Dystopie, bewegt sich Federn im Flug tief im queeren, somatischen Dazwischen. Dort liegt, verankert in Handlung und Un-handlung, eine mögliche Welt. Handlinien verflüchtigen sich zu Horizonten, schmelzen dahin. Und trotzdem gelangt ein Ich zu neuen Sinnen, rappelt sich auf, wird (wieder) Körper, Wesen, Wir. Landschaften, Wind und dunkle Tiere sind hier Partner:innen, die Fragen beantworten, die wir uns als Menschen gerade erst zu stellen wagen. Gemeinsam finden wir Rituale, üben wir uns in Revolution.