Interviews gebe er nur widerwillig, erklärte Pasolini. Dennoch hat er seit Mitte der fünfziger Jahre eine beträchtliche Anzahl gewährt: in großen Tages- und Wochenzeitungen, in Magazinen wie der Vogue, in Gesprächsbänden und zunehmend auch im Fernsehen.
Er erzählt Dacia Maraini von seiner Kindheit, er spricht über alten und neuen Faschismus, seine Schwierigkeiten mit den 68ern, über antidemokratische Massenmedien, Sex als Metapher und über sein liebendes Irrewerden an Italien - bis zum letzten Interview wenige Stunden vor seinem Tod.
Die Interviews bezeugen nicht nur die erstaunliche mediale Präsenz eines öffentlichen Intellektuellen, der sich manchmal sogar selbst befragt. Sie begleiten und ergänzen das vielfältige Schaffen des künstlerisch-publizistischen Multitalents Pasolini. In den Gesprächen erprobt er Thesen, setzt sich gegen Kritik an seinen Romanen und Filmen zur Wehr, verkörpert gleichsam den linken Ketzer, den maßlos angefeindeten und mitunter selbst maßlosen Polemiker.
Vor allem aber zeichnet diese Auswahl von Gesprächen - sowie kaum bekannten autobiografischen Texten - ein facettenreiches Bild des Menschen Pasolini, dessen Wunsch nach Nähe und Dialog verzweifelt lebendig bleibt.